Deutscher Exportüberschuss in der Kritik

Exportüberschuss Deutschlands in der Kritik

Deutschlands Wirtschaft verkauft mehr Waren ins Ausland als sie von dort bezieht. Handelspartner und EU Kommission ärgert das. In den Vereinigten Staaten spricht man von Ausbeutung. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron findet deutsche Exporterfolge „nicht mehr tragbar“. Dazu kommen regelmäßige Ermahnungen aus Brüssel. Haben wir ein Problem?

Deutschland erzielte 2016 den höchsten Leistungsbilanz- Überschuss und löste China als größten Exporteur ab. Trump gefällt das gar nicht, sein Berater Peter Navarro sagte in der Financial Times, Deutschland beute seine Handelspartner mithilfe des schwachen Euro aus. Die scharfen Worte sind nicht ohne Grund, sie gehören zur „Make America Great Again“ Strategie. Donald Trump möchte die amerikanische Wirtschaft stärken und Arbeitsplätze schaffen. Gelingen kann das indem die Handelsbilanz ausgeglichen wird.

Die Vereinigten Staaten sind nicht nur die größte Volkswirtschaft der Welt sondern auch der größte Absatzmarkt für Importeure. Der heimische Markt fragt mehr Waren aus der Welt nach als umgekehrt. Damit sichert sich das Land regelmäßige Rekorde mit seinem gewaltigen Handelsbilanzdefizit, das in den letzten zwanzig Jahren weit jenseits 400 Mrd. US-Dollar lag (2016 734,32 Mrd.). Trump möchte importiere Waren im Land produzieren lassen und damit Arbeitsplätze aus dem Ausland verlagern. Helfen soll auch eine Steuerreform, Unternehmen sollen konkurrenzfähiger werden und den Export ankurbeln. Kurz: weniger Import, mehr Export.

Außenhandel USA 2015

Zur Debatte stehen also 734 Mrd. Dollar. Nicht wenige Experten sehen hier eine wachsende Tendenzen zu einem globalen Handelskrieg. Betroffen sind vor allem China und Deutschland, die beiden Länder mit dem höchsten Handelsüberschuss gegenüber den USA. Niemand lässt sich gerne die Butter vom Brot nehmen.

Die Europäische Union möchte den Exportüberschuss der Mitglieder unter sechs Prozent halten um die Stabilität nicht zu gefährden. Deutschland lag 2016 über acht Prozent vom Bruttoinlandsprodukt, das sorge für „wirtschaftliche und auch politische Verzerrungen für die gesamte Eurozone“ so EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ging mit der Forderung hausieren, Deutschland solle Ausgleichszahlungen für seinen Überschuss leisten. Die Franzosen möchten deutsche Waren künftig geschenkt haben bzw. sich für das Kaufen bezahlen lassen.

Finanzminister Wolfgang Schäuble sagt dazu, der starke Export ist Folge struktureller Rahmenbedingungen, an denen die Politik kurzfristig nichts ändern kann. Dazu zählt die hohe Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen sowie „die qualitativ hochwertige, industriell geprägte und komplexe Güterstruktur“. Schuld sei aber auch die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Der Bundesregierung wäre ein starker Euro sehr recht. Investitionen lehnt er wegen der Gefahr, einen ausgeglichenen Haushalt zu verfehlen ab. Sein Ministerium fordert Reformen in Europa.

Deutsche Importe 2016

Deutschen Exporte 2016

Außenhandel Bundesrepublik Deutschland

Mit der Euro-Einführung wuchs das Ungleichgewicht deutlich.

Bedeutung von Handelsbilanzungleichgewichten umstritten

Kritiker betonen häufig dass die Handelsbilanzüberschüsse des einen Landes die Defizite des anderen sind. Was mir das sagen soll, erschließt sich mir nicht. Das ist eine Art Milchmädchen-Weisheit wie, das Einkommen des einen sind die Ausgaben des anderen. Man kann nicht nein sagen aber man weiß auch nicht was das soll.

Nicht minder geistreich ist ein Verweis darauf dass eine auf Export ausgelegte Wirtschaft abhängig von der Wirtschaftslage anderer Länder ist. Weil eine auf Import ausgelegte Wirtschaft nicht abhängig von der Wirtschaftslage anderer Länder ist oder weil Wirtschaft nicht generell auf Nachfrage angewiesen ist? Wirtschaft bedient Bedürfnisse und ist damit immer anhängig.

Prominent ist das Argument, der Export baue Forderungen gegenüber anderen Ländern auf, deren Begleichung nicht sichergestellt sei. Das ist grundsätzlich richtig weil Geld Schuld ist. Mein Guthaben auf den Konto sind die Schulden eines anderen. Das klingt jedoch als würde Deutschland Autos exportieren und nichts dafür bekommen, das ist falsch. Der Autobauer gibt das Risiko weiter indem er seine Steuern, Mitarbeiter, Aktionäre und Lieferanten bezahlt und Investiert. Das Risiko bleibt dort hängen wo das Geld ist.

Am Ende landet man bei Lohnzurückhaltung. Weil deutsche Waren aufgrund niedriger Lohnkosten für ihre konkurrenzlos günstigen Preise bekannt sind, werde diese bevorzugt gekauft. Noch besser, die Waren müssen exportiert werden weil die Binnennachfrage wegen der Löhne zu gering ist.

Die Nachfrage im Ausland sinkt aber nicht wenn die Binnennachfrage steigt, es wird einfach mehr produziert. Und steigende Löhne gleichen nicht zwangsläufig das Handelsbilanzungleichgewicht mit allen Handelspartner aus, das Ungleichgewicht zu einzelnen Ländern könnte wachsen obwohl die deutsche Handelsbilanz durch wachsende Importe ausgeglichen wird.

Dass die Deutschen mehr Geld für Waren aus China haben, wird die Differenzen zwischen den USA und Deutschland nicht lösen.

Mit den Freihandelsabkommen singt man ein Lied von einer wundervollen Welt ohne Handelshemmnisse möchte dann aber an den Grenzen kontrollieren dass Ein und Ausfuhr nicht bedeutend voneinander abweichen. Da winkt der Tauschhandel, wir nehmen deinen Daimler gegen 8000 Big Mac oder 61 iPhone. Dazu : Schräge Vorgaben aus Argentinien: BMW handelt mit Reis und Leder.


http://www.tt.com/home/12875016-91/deutschland-stellt-sich-bei-g-20iwf-auf-fragen-zu-handelsbilanz-ein.csp

http://www.deutschlandfunk.de/kritik-an-handelsueberschuessen-deutsche-investitionen.720.de.html?dram:article_id=384269

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/lagarde-und-schaeuble-streiten-ueber-deutschen-exportueberschuss-14980507.html

https://www.welt.de/wirtschaft/article162304922/EU-Kommission-aergert-sich-ueber-deutsche-Exporterfolge.html

https://www.welt.de/wirtschaft/article163862076/Deutschland-wird-zum-boesen-Buben-des-Welthandels.html

https://www.wsws.org/de/articles/2017/04/25/pers-a25.html

http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.made-in-germany-handelspolitik-deutschlands-export-dilemma.a918eafd-8f6e-4701-b203-4a5dcf6f5647.html

https://www.dihk.de/themenfelder/international/aussenwirtschaftspolitik-recht/umfragen-und-zahlen/statistiken-zum-aussenhandel

http://www.bpb.de/wissen/MVCEI4,0,0,Import_und_Export_nach_Waren.html

http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52842/aussenhandel

https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Aussenhandel/Tabellen/EinfuhrAusfuhrGueterabteilungen.html;jsessionid=55C7A94ADD160D325D8DBF1970E8C606.cae3

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